"conscious life for coma boy"
Geschrieben von sjAlfur unter 2046
A potent mix of wonder
Ignorance and fear
A place to hide under
A secret place to keep
Self-serving answers
Paper-thin belief
Come bury your soul with me
I know I'd like a conscious life
I don't know how to get there
I don't know how to get there
So keep me right
We're wasting time
I don't know how to get there
I don't know how...
Awaken
Stand up and fight
For all you've yet to know
Coma boy
[ "conscious life for coma boy" - aereogramme ]
Was immer gleich bleibt, sind die Grenzen. Als Kind sah ich zum entfernten Waldrand und wusste, eines Tages weiß ich, was dort hinter liegt. Wir wohnten im Odenwald mit seinen Hügeln und engen Tälern, der Horizont war ebenso nah wie der nächste Waldrand, weit blicken konnte man dort nicht (was man an einigen Bewohnern dort auch immer wieder feststellen musste... sie konnten eben nichts dafür, dass sie so scheiße waren... [ist "scheiße" klein geschrieben eigentlich ein Adjektiv?]). Die Grenzen waren nah und erreichbar. Irgendwann. Wir gingen oft spazieren in der Zeit, streiften Waldränder, durchbrachen sie, setzten Fixpunkte wie Knoten in einem neuronalen Netz. Vom Zimmerfenster meiner Schwester aus sahen wir hinter dem Neubaugebiet den Funkumsetzer auf einer kleinen grünen Wiese direkt vor einem Waldrand. Mein Vater hatte mir schon oft erklärt, dass der hohe Mast, an dem wir an dem ein oder anderen Sonntag vorbei gingen und der auf einer weiten, großen grünen Wiese stand, die sich in unendlich scheinender Ferne ins Tal beugte, genau der Umsetzer war, den man von zu Hause aus sehen konnte. Ich wusste das. Ich glaubvte es aber nicht sofort. Die Wiese schien von unserem Haus aus so klein, ebenso der Umsetzer. Und das Haus war so groß (jedenfalls ein Vielfaches unserer Wohnung, in der ich mit meinen Eltern und meinem Bruder bis zur Geburt meiner Schwester gelebt hatte). Das Verhältnis musste sich erst zurechtrücken.
Als ich irgendwann die Bezüge hergestellt hatte, wie ich mich in meinem Zimmer in unserem Haus in der großen weiten Welt ( = von hier bis zum nächsten Waldrand/Horizont) verankern sollte, zogen wir um. Im Norden waren die Ebenen weiter, die Hügel vergleichsweise lächerlich (auch wenn ich diese Ansicht beim Radfahren hin und wieder etwas relativiert habe... tückisch!)... die Sicht war weiter, mein Verständnis auch. Und trotzdem gab es Grenzen. Ich suchte mir zu der Zeit die Waldränder, die den Weg vom Unbekannten dahinter trennten. Die in Waldstücke gerodeten kleinen Weiden mit ihren knorrigen Zäunen, die wie ein Puffer zwischen mir und dem Dunkel der Tannen lagen. Und der ferne Horizont war noch immer die Grenze. Lange Zeit...
Als Kind stellte ich mir vor, wie es wohl wäre, in einen dieser Wälder zu gehen und irgendwo herauszukommen, wo noch niemand gewesen ist. Später stellte ich fest, dass ich nur auf den Globus meines Bruders sehen musste um festzustellen, dass ich wohl irgendwann wieder an einen bekannten Ort kommen werde. Es gab nichts neues mehr, und der Gedanke war verstörend.
Sehr viel später stellte ich dann fest, dass es nicht die unbekannte Weite dahinter, sondern der unbekannte Kern ist, der das eigentlich faszinierende sein muss. Ein Wald kann mir von allen Waldrändern ringsum bekannt sein, doch sein Inneres sehe ich erst, wenn ich die Grenze, den Waldrand überschreite.
Und so ist es heute, solange es noch auch nur den kleinsten Quadratmeter auf dieser Welt gibt, den ich nicht betreten habe, brauche ich mir um die Langweiligkeit der Welt keine Gedanken machen. Und das sollte mich die nächsten paartausend Jahre beschäftigen, denke ich. Und irgendwie liegt in dieser (zugegeben: nicht besonders intelligenten) Einsicht etwas, was sich übertragen lässt... Ich weiß noch nicht wie, aber ich komme schon noch dahinter...
Xylo
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