Die Frage zur Nacht 4
Geschrieben von sjAlfur unter Die Frage zur Nacht
.x... sjálfur
47°58'29"N - 11°10'59"O - Blickrichtung: Nord
Es war so etwas wie eine Übergabe. Es ging um technisches Gerät, das auf dem Parkplatz unterhalb den Kofferraum wechselte. Unter den Augen der Bruderschaft, ein Aufstieg noch, dann waren dort die Gärten, grau und verregnet. Es war die Luft der Höhe, die meinen Atem aussetzten, während neben mir ein Nachhilfekurs in bayerischer Kultur ablief. Ich sah durch die großen Fensterscheiben hinaus in eine Welt unter Moos und bemerkte die Spiegelungen im Glas. Ich habe mich immer gefragt, wie das mit Kontakten läuft. Gibt es für so etwas einen Code, eine bestimmte Losung?
Dabei war mir das beste Beispiel seit Jahren bekannt. Ein Mensch, dessen größtes Problem eine schwer zu bändigende Toleranz ist, die ihm beim finden von eigenem Wesen und Zugehörigkeit unter Umständen im Weg steht, weshalb er sie gerne mal offensiv ausblendet. Er knüpft nicht Kontakte, die Kontakte passieren einfach. (So ähnlich wie bei Chuck Noris und dem Wasser...)
Mittelwege scheinen irgendwie nicht so unser Ding zu sein...
.x...sjálfur
47°37'22"N - 10°12'40"O - Blickrichtung: Ost
In meiner Erinnerung bleiben Fotos von mir. Nicht deshalb, weil ich mit Narziss auf Bruderschaft getrunken hätte, sondern deshalb, weil es nur sehr wenige Bilder gibt, auf denen ich meinen eigenen Anblick ertrage. Zumindest war das sehr lange Zeit der Fall. Bezeichnend ist folgendes Bild:
Ich stand auf einem großen Stein, ringsum war Wasser, und das betraf vor allem die Vertikale. Während links und rechts des Steins ein seichter, schmaler Bach floss, wirbelte ein hoher Wasserfall hinter mir Gischt um mich herum. Wir waren tief im Wald, rutschige schmale Pfade hatten uns hinab an diesen Punkt geführt, ein kleines aber tiefes Tal, schmal wie eine Schlucht, das Tageslicht drang grau und gefiltert hinab. Die Gischt glühte wie eine Corona von weit oben.
Das Bild zeigte mich als Schatten, ein gutes Stück über dem Erdboden auf einem großen Stein, und klein vor dem hohen Wasserfall, in Wolken aus Gischt, verzerrt und auf eine Weise genau an dem Platz, dem ich mich zugehörig fühlte. Damals. Sichtwinkel ändern sich mit der Zeit. Der Stein unter mir ist verschwunden, der Boden schwammig, aufgeweicht, der Weg mühsam, aber beim zurückblicken bin ich erstaunt über die Strecke, die ich seitdem zurückgelegt habe... Nur die Größe der Schlucht, des Wassers, der Bäume haben sich nicht geändert. Dagegen ist jedes Gebäude ein Witz.
.x...sjálfur