Mittwoch, 18. Juli 2007

Nein!!! Wer hätte das gedacht???

Geschrieben von sjAlfur unter sjÁlltag

So. Da gibt es jetzt also einen neuen Dopingfall. Das hat wohl nicht wirklich jemanden gewundert... Außer die Damen und Herren von ARD und ZDF. Die standen plötzlich völlig schockiert da. Doping? Jetzt noch? Wo unser Rolf und unser Erik so schön gestanden haben? Und wo uns doch die Herren Frommert und Stapleton gesagt haben, wir wären auf dem richtigen Weg? Wie kann das passieren...

Dass die Unschuldsvermutung im Radsport schon lange nichts mehr wert ist, wissen wir spätestens seit dem Fall Jan Ullrich. Ob man es dem Radsportfan an sich verübeln kann, sei mal dahingestellt, einer Berichterstattung, die sich nach eigenen Angaben in der Ära nach dem durch Stasi-Vorwürfe und Telekom-Partner-Verträgen viel zu spät hinweggerafften Hagen Boßdorf entscheidend vom opportunistischen Stil vergangener Jahre wegbewegen will, sollte man so etwas schon vorwerfen dürfen.

Dabei schien die (deutsche) Radsportwelt ja fast schon wieder in Ordnung. Alle wichtigen Leute haben gestanden und damit bewiesen, dass Doping auch nur menschlich ist, ARD und ZDF haben vergeben, Querulant Jaksche wurde via Spiegel-Interview und Berichtserstattungsehrengast der öffentlich-rechtlichen auf eine zweite Karriere geschickt, die den Tag der (Jaksches...) Wahrheit zumindest so lange herauszögern sollte, bis die Tour de France vorbei war, der ehemalige Lieblingssohn Jan Ullrich ist systematisch mit Hilfe von Scharpings Fahrrad-Mafia zum trotteligen Sündenbock ausgebaut worden (wobei er in Form seines gefeuerten Anwalts und auch höchstselbst kräftig mitgeholfen hat)...

Es hätte alles so schön sein können. Doch jetzt hat Sinkewitz gedopt. Sagt die A-Probe. Bei ARD und ZDF stürzt eine Welt zusammen. Wer hätte das auch kommen sehen können?

Konsequenz: Keine Live-Berichterstattung von der Tour, und das ist zumindest mal inkonsequent, wenn nicht sogar als Maßnahme als solche fragwürdig. Hätten die Sender vor einigen Monaten eine Berichterstattung abgesagt, hätten sie gesagt, dass sie eine Tour nicht zeigen wollen, auf der mit Fahrern wie Alejandro Valverde die südeuropäischen Abbilder Ullrichs mehr oder weniger unbelastet fahren, die Entscheidung wäre nachvollziehbar.
Aber jetzt bestrafen sie den Radsport dafür, dass ein Dopingvergehen aufgedeckt wurde... hätteman die Doping-Mentalität bestrafen wollen, indem man Übertragungsrechte nicht kauft, hätte das früher passieren müssen. Aber anstattdessen hat man sich entschlossen, den von geständigen Dopingsündern proklamierten Weg der Besserung mitzutragen. Was haben sich nicht die beiden Sender in den ersten Tourtagen damit gerühmt, dass sie selbst Ungenauigkeiten bei den Dopingproben gemeldet haben und so zur schonungslosen Aufklärung beigetragen hätten... Und jetzt schlägt eine solche Probe an, ein Fahrer der - unter Voraussetzung dass die B-Probe das Ergebnis stützt - betrügen wollte, ist dem Dopingsystem ins Netz gegangen, jetzt bekommen die Sender kalte Füße?

Entweder da hat jemand überhaupt nicht nachgedacht, oder...
...oder aber es geht hier um kalkulierte Sensationsausbeutung mit Polemik-Effekt. Anstatt der Live-Berichtserstattung gibt es nun - anstatt konsequenter Verbannung des Radsports auf die Nachrichten und Programmersetzung mit der 256. Wiederholung des Musikantenstadls oder eines drittklassigen Tatorts - Sondersendung nach Sondersendung zum Thema Doping. Immerhin ein letztes Hintertürchen, um nciht alle Tour-Fans zu Eurosport abwandern zu sehen. Die nämlich berichten auch über den Fall Sinkewitz, kommentieren aber nebenher noch das Rennen anstatt das Team T-Mobile mit Fragen zu löchern, die sich alle paar Minuten wiederholen und jedesmal genauso selbsterklärend dumm sind.

Das Team T-Mobile (und ich will für die nicht Partei ergreifen, davor sollte man sich hüten) hat erklärt, wegen der schwierigen Nachweisbarkeit von Blutdoping mit den Fahrern eigentests zum Blutvolumen zu machen, um die beim Dlutdoping erforderlichen Austauschmengen zu bemerken. Das ist etwas, was externe Prüfer nicht testen können. T-Mobile betonte auch, dass sie keine Doping-Tests machen (Tests auf vebrotene Substanzen, beim Blutdoping wird Eigenblut mit erhöhter Sauerstoffaufnahmefähigkeit ersetzt, für die, die nich so genau bescheid wissen), dafür ist schließlich die Doping Agentur NADA da.
Und genau die sind gemäß ihrer Zuständigkeit auch darauf gestoßen und haben den Befund gemeldet.

Was aber die Herren der ARD nicht kapieren wollten war, warum T-Mobile in den Eigentests den erhöhten Testosteronwert bei Sinkewitz nicht festgestellt hat.
Unter anderem sagte Team-Manager Bob Stapleton dazu (inhaltlich zitiert): Wir machen keine Tests auf verbotene Substanzen, dafür ist die NADA da, die hat ihren Job dementsprechend gemacht.

Man gebe dem ARD-Reporter einige Minuten, das Gesagte nicht zu verstehen (verstehen zu wollen...). Dann erneut die Frage: "Warum ist der erhöhte Wert nicht schon von T-Mobile festgestellt worden?"

Ich weiß nicht so ganz genau, was ich von der ganzen Doping-Sache halten soll, aber das was die ARD und das ZDF da abziehen, ist allerunterstes Laientheater. Strunzdumm. Aber Hauptsache einige wichtige Leute bei den sendern können sich in Szene setzen und ihren eigenen Namen in den Topschlagzeilen der eigenen Nachrichten hören.

Ob das der Glaubwürdigkeit der öffentlich-rechtlichen Sender im Verhältnis zum Radsport irgendwie hilft... man darf wohl zweifeln...

Interesant ist auch: Sie stoppen die Berichterstattung so lange, bis der Fall Sinkewitz aufgeklärt ist... Ob dazu die Öffnung der B-Probe (die sich hinziehen könnte [max. 5 Tage] da Sinkewitz nach eienm Sturz im Krankenhaus liegt und heute operiert wurde) ausreichend ist oder eine wirklich Aufklärung gemeint ist, wird sich zeigen. Ich stelle aber mal die Prognose, dass nachdem sich rausstellt, dass Sinkewitz ganz alleine zu hause in seinem Zimmerchen gedopt hat, der Radsport für ARD und ZDF soweit rehabilitiert ist, dass sie die quotenträchtigen letzten Etappen (einzelzeitfahren und Schlussetappe) wieder mit reinem Gewissen übertragen können.

Wo bleibt ihnen sonst auch die Plattform, sich für ihr eigenes kompromissloses Verhalten selbst zu beweihräuchern...

Ich bin dann mal bei Eurosport...


sjÁlfur


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Da der gute Alessandro Valverde eigentlich Alejandro Valverde heißt, habe ich das mal verbessert...

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